Wer ist Ulrich von Mering?
In meinem ersten Roman BLUTFÖHRE ist er die Hauptfigur. Er ist der Erbe des Hauses Mering.
Der heutige Ort und die frühere Burg Mering liegt südöstlich von Augsburg und ca. 13 km südlich von Friedberg, einem anderen wichtigen Ort des Geschehens in meinem Roman BLUTFÖHRE. Mering gilt als Stammsitz eines Familienzweiges der Welfen. Im Mittelalter waren die Welfen ein mächtiges Adelsgeschlecht, denen die Stadt München unter Heinrich dem Löwen ihre Gründung verdankt. Für Mering wird das Jahr 1268 zum Verhängnis. In diesem Jahre 1268 fällt das Lehen Mering an die Wittelsbacher, nachdem König Konradin in Neapel geköpft wird. 1268 erlischt so das letzte Licht aus den Reihen dieses Zweiges der Welfen.
Die Sage von der Blutföhre verrät keine Jahreszahlen – lediglich Namen. Der Edelmann Ulrich von Mering – manchmal auch Ulrich von Möringen – steht in deren Mittelpunkt. Er ist angesehen beim Volk und im Adel als aufrichtig und gerecht. Ludwig II., genannt der Strenge, spielt eine wichtige Rolle in der Sage – und natürlich in meinem Roman. Die Frage, die ich mir seit jeher gestellt habe war: Was war damals geschehen? Und: wer war dieser Ulrich von Mering?
Die Figur im Roman
In Blutföhre ist er der Hauptcharakter. Unterschiedliche Charaktere begegnen Ulrich in meinem Roman, auf unterschiedliche Weise agiert und reagiert er auf sie. Auf eigene Weise setzt sich das Bild des Edelmannes aus der Sicht der Menschen auf seinem Weg zusammen. Sein Lehnsherr, Herzog Ludwig, das Bauernmädchen Lina, Cäcilia, die Hofdame, Lennard, der Jäger, der ihn seit Kindesbeinen kennt, Barthel, der Burgvogt, Hans von Eurasburg, der Feind der Familie der Meringer, und die Frau, die er heiraten soll: Agnes. Vor allem, Agnes.
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Ulrich im Blickpunkt
Kurz vor dem Dorfbrunnen – dem Ziel ihres Weges, ehe es zurück auf den Hof geht – wagt Lina den Blick vom Boden zu heben. Was ihr Bruder auf den nächsten Metern erzählt? Sie hört es nicht. Das, was sie am Brunnen sieht – oder viel mehr: der, den sie am Brunnen sieht, fesselt ihre Aufmerksamkeit: Der Edelmann Graf Ulrich von Mering, der Herr dieser Ländereien. Ihre Schüchternheit versiegelt ihre Lippen, die Fragen des Herrn verglühen auf ihren Wangen, seine Güte brennt sich in ihr Gedächtnis.
*Lina
Verfluchter Hund! Herzog Ludwig ballt die Hände. Nicht gibt es, was den Mann ihm gegenüber zum Schweigen bringt. Zu drohen? Zu schmeicheln? Vergebens! Einzig die Ehe scheint Ulrich zu fürchten, Titel und Macht interessieren den Grafen von Mering nicht. Anscheinend. Ludwig spürt die Fingernägel in seinen Handballen. Will dieser Welfenspross wirklich nur ihm – dem Herzog – dienen?
*Ludwig
Cäcilias Blick folgt dem Panther. Jedem von Ulrichs Schritten. Sein Finger streicht vom Haaransatz zum Schwung seiner Brauen. Für einen Wimpernschlag zuckt ihre Hand. Der Ausdruck seiner Augen friert ihre Bewegung ein, seine Miene bringt Fragen vergangener Tage wieder an die Oberfläche. Weshalb will er Einsamkeit und Schmerz ihrer Gesellschaft vorziehen?
*Cäcilia
Dunkelengel. Die Finger schieben die Wellen seines Haars hinters Ohr, die Narbe auf seiner Stirn schimmert silbern, der dunkelgraue Fellmantel glänzt im Licht eines späten Winternachmittags.
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Das Leben der Romanfigur
Das Lachen des jungen Ulrich schallt durch die Burg seiner Familie, der Wirbelwind weicht jedem aus, der seine Locken strubbeln will. Er schmiedet Streiche mit seiner jüngeren Schwestern Ottilia. Ulrich lernt von seinem Vater, wessen Hände das Korn säten und ernteten, auf welchen Säulen die Grafschaft Mering gründet. Er liest Spuren mit Lennart, dem Jäger, und lernt die Jagd.
Eine Lungenentzündung raubt Ulrichs Schwester, dann die Mutter. Sein Vater steht all die Jahre treu zu Herzog Ludwig, löst eine Intrige und lenkt die Geschicke der Grafschaft, bis er auf dem Weg zwischen Mering und München verunglückt. Ulrichs erste Ehefrau Katharina stirbt vor der Geburt des ersten Kindes.
Der dunkle Schnitter nimmt jene mit sich, die für ihn sind. Ihm muss er die Stirn bieten.
Die Verantwortung geht über auf Ulrich für die Grafschaft, die Menschen, das Überleben seiner Familie. Die Pflicht drückt seine Schultern nieder. Seine Gedanken treiben ihn um. Ruhelos. Seine Pflicht als letzter Nachkomme eines Hauses krallt sich um seine Träume, „Mehr“ zu erkunden, auszubrechen, einen besseren Weg zu finden. Die, für die er Verantwortung trägt, kann und will er nicht zurücklassen. Er bleibt nicht stehen und verharrt, er geht immer weiter und findet Möglichkeiten – eher mit der Brechstange, denn mit Fingerspitzengefühl.
Er folgt seiner Überzeugung. Der Tod folgt ihm.
Dann trifft er Agnes. Was ihm zuvor verwehrt war, findet er mit ihr – die Gefährtin seiner Seele. Doch auch Hans begehrt diese Frau.