Blutföhre …. Woher stammt die Legende?

Die Ursprünge

Neben dem Schloss Friedberg/Bayern wuchs bis etwa Anfang des 20. Jahrhunderts eine mächtige Föhre. Der Nadelbaum überdauerte Jahre und Jahrhunderte am »Köpfhäusl«. An dieser Stätte wurde früher Hochgericht gehalten, den Vorsitz hatte i.d.R. der Landesherr, der Herzog von Bayern. Seit 1180 liegt das Herzogtum Bayern in der Hand des Adelshauses der Wittelsbacher.

Die »Sage von der Blutföhre« hat dort ihren Ursprung – im Herzen des Wittelsbacher Landes, Landkreis Aichach-Friedberg. Die Legende rankt sich um ein schicksalhaftes Ereignis:

Der aufrechte Edelmann Ulrich von Mering steht kurz vor der Hochzeit mit seiner schönen Verlobten Agnes. Der Raubritter Hans von Eurasburg will die Tochter aus reichem Hause für sich, und der Übeltäter will gleichfalls seinen Rivalen aus dem Weg räumen. Hans begeht einen Mord und lenkt den Verdacht auf Ulrich von Mering. Am Tatort wird ein Dolch gefunden – ein Familienerbstück aus dem Hause Mering. In den Augen des höchsten Richters, Ludwig, des Strengen, untermauert die Waffe den Verdacht gegen Ulrich.

Dennoch: das Volk und die Ratsherren sind von der Unschuld des Edelmannes überzeugt.

Ulrich beschwört seine Unschuld mit den Worten: »Rein ist meine Hand von Blut und Mord. Zum Zeichen meiner Unschuld soll hier aus meinem Blut eine Föhre wachsen und noch späteren Geschlechtern von meinem Schicksal künden!« Letztlich muss die Blutföhre Zeugnis geben für Ulrichs Unschuld und wird gleichzeitig zum Zeugnis der Liebe zwischen ihm und Agnes.

Verbreitung

Erzählt wird die »Sage von der Blutföhre« etwa seit der Zeit der deutschen Romantik, doch die Wurzeln der Legende verweisen Jahrhunderte zurück in die Vergangenheit. Je nach Erzählvariante wird Ulrich »von Mering« oder »von Möringen« genannt. Die Schreibweisen des Namenszusatzes haben sich über die Jahrzehnte verändert, sie deuten hin auf den Ort Mering in Bayern. Dieser Ort war Stammsitz der Ilsung-Grafschaft, sogar Spielort im Nibelungenlied und einst Mittelpunkt der Welfenherrschaft und Königsstuhl, d.h. der König des Heiligen Römischen Reiches hat hier auf seinen Reisen verweilt. 1268 änderte sich das Schicksal des Hausgutes Mering.

Geschichtlicher Hintergrund & Zeitrahmen

Als Zeitrahmen geben die meisten der unterschiedlichen Erzählvarianten der »Sage von der Blutföhre« die Regierungszeit Ludwigs, des Strengen, an. Das Leben des Herrschers aus dem relativ jungen Adelshaus Wittelsbach ist bemerkenswert:

1229 wurde Ludwig, als Ludwig II., Sohn von Otto II. aus dem Hause Wittelsbach, in Heidelberg geboren. Im Jahre 1255 ging das Herzogtum Bayern auf ihn über. Ludwigs Eifersucht und sein hitziges Temperament trieben ihn zu einer schrecklichen Tat. Was im Jahr 1256 geschah, brachte ihm den Beinamen »der Strenge«. Wozu er sich hat hinreißen lassen, erzähle ich ebenfalls in meinem historischen Roman »BLUTFÖHRE« (und vielleicht eines Tages noch in einer eigenen Geschichte.

1268 vergrößerte sich sein Herrschaftsgebiet, 1273 heiratete Ludwig, der Strenge, zum dritten Mal, sein jüngster Sohn wurde Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 1294 starb Ludwig in Heidelberg.

Ludwigs Lebensweg und seine politischen Bestrebungen deuten auf einen ungewöhnlichen Fürsten, auch durch die drei Ehen und die Verbindungen zu Königshäusern der Staufer, Habsburger und selbst zu den Gerulfingern, die bis 1256 regierten.

Das Jahr 1268 war für Ludwig, den Strengen, in mehrerlei Hinsicht schicksalhaft gewesen.